Das vegetative Nervensystem und Blutdruck. Sympathikus und Parasympathikus

Vegetatives Nervensystem und Blutdruck Sympathikus und Parasympathikus
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Das vegetative Nervensystem steuert unseren Blutdruck. Es besteht aus zwei Gegenspieler: dem sympathischen- und dem parasympathischen Nervensystem. Der Sympathikus erhöht den Blutdruck während der Parasympathikus diesen wiederum senkt. Indirekt können wir Einfluss auf das vegative Nervensystem nehmen und dadurch auch den Blutdruck beeinflussen.

Univ. Prof. Dr. Thomas Binder

Was macht das vegetative Nervensystem?

Unser Vegetatives Nervensystem ist jener Teil des Nervensystems, welches wir nicht willentlich beeinflussen können. Dies ist meist gut so, denn ohne dieses Nervensystems müssten wir zum Beispiel willentlich ständig unsere Atmung, Verdauung oder den Herzschlag steuern. Das vegetative Nervensystem macht es uns erst möglich sich ständig an sich verändernde Bedingungen anzupassen.

Sympathikus und Parasympathikus Das vegetative Nervensystem und Blutdruck
Sympathikus, und, Parasympathikus: Vegetatives Nervensystem Die Abbildung zeigt die Wirkung des Sympathischen sowie des Parasympathischen Nervensystems

Das sympathische Nervensystem (Sympathikus) ist Teil des vegetativen (autonomen) Nervensystems gemeinsam mit dem Parasympathikus reguliert es wichtige Körperfunktionen. Im Gegensatz zum willkürlichen Nervensystem mit dem wir „bewusst“ unseren Körper steuern können (z.B unseren Körper bewegen) läuft das autonome / vegetative Nervensystem unbewusst ab. Wir können es nicht direkt beeinflussen.

Das vegetative Nervensystem steuert einen Vielzahl an Körper- und Organfunktionen und so auch die Atmung und den Blutdruck. Dies erfolgt zum Teil über die Freisetzung von Hormonen andererseits über die Nerven und ihre Rezeptoren. Der Sympathikus und der Parasympathikus sind hier quasi Gegenspieler wie Yin und Yang. Der Sympathikus wirkt meist „aktivierend“ und anregend (stressfördernd) während der Parasympathikus dämpfend und beruhigend wirkt. Die folgende Tabelle zeig typische Auswirkungen dieser zwei Teile des Nervensystems auf unsere Körperfunktionen.

Autonomes Nervensystem (Vegetatives Nervensystem)
SympathikusParasympathikus
erhöht den Pulssenkt den Puls
erhöht die Atemfreqeunzsenkt die Atemfrequenz
erhöht den Blutdrucksenkt den Blutdruck
Stellt Blutzucker bereitvermehrt die Magensäfte
Erweitert die Pupillenverengt die Pupille
steigert die Schweißsekretionkeine Wirkung auf die Schweisssekretion
steigert die Muskeldurchblutungentspannt die Muskel
hemmt die Darmtätigkeitfördert die Verdauung
hält uns wachfördert den Schlaf
Tabelle: Wirkung des Sympathikus und Parasympathikus

Sympathikus / Parasympathikus und Blutdruck

In der Parasympathikus senkt den Blutdruck. Während der Sympathikus den Blutdruck erhöht. Diese Funktion ist für das Überleben unserer Vorfahren wichtig gewesen. Als Vorbereitung auf den Kampf oder die Flucht war es erforderlich, dass der Körper vorbereitet wird. So war es auch wichtig, dass der Blutdruck steigt. Verantwortlich dafür ist der Sympathikus. Nachts und in Ruhephasen überwiegt wiederum der Parasympathikus. Unter dessen Einfluss sinkt der Blutdruck und andere Körperfunktionen wie zum Beispiel die Verdauung gewinnt wieder die Oberhand.

In der heutigen Zivilisation sind es allerdings andere Reize welche oft ständig den Sympathikus aktiviert. Stress, Leistungsdruck aber auch digitale Techniken (Digitaler Stress) führen zu einer Überaktivierung des Sympathikus und somit zu Bluthochdruck.

Wie messe ich das Vegetative Nervensystem?

Ob der Sympathikus oder der Parasympathikus überwiegt kann mit Hilfe der Herzfrequenzvariabilität (HRV) gemessen werden. Diese erfolgt zum Beispiel über ein Langzeit EKG oder auch mit Geräten welche den Puls messen können. Bei vielen Pulsuhren wird auch die Herzfreqeunzvariabilität berechnet. Welche Wertigkeit dies allerdings für die Blutdruckeinstellung hat ist unklar.

Kann man den Sympathikus hemmen?

Da der Sympathikus den Blutdruck erhöht ist es naheliegend, dass man hier auch einen Angriffspunkt bei der Behandlung des Blutdrucks hat. Im wesentlichen gibt es mehrere Ansätze. Im Vordergrund steht die Veränderungen des „Lebensstils„. Also zum Beispiel Reduktion des Stress, Entspannungsübungen, Psychotherapie (z.B. bei Angsstörungen) mehr Bewegung und Schlaf. Diese „Interventionen“ senken den Sympathikus und wirken sich alle günstig auf den Blutdruck aus. Das Sympathikus wird aber auch durch Medikamente beeinflusst. Das klassische Beispiel sind Betablocker. Betablocker blockiere die Wirkung von Adrenalin und Noradrenalin welche den Sympathikus aktivieren. Dadurch werden überschiessende Reaktionen des Sympathikus vermieden. Die dritte Möglichkeit welche sich anbietet ist die sogenannte Renale Deenervation. Mit Hilfe einer Herzkatheter Technik werde hierbei feine Fasern des sympathischen Nervensystems zerstört.

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