Erektion Blutdruck und Hochdruck Medikamente

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Kommt es zu Problemen mit der Erektion durch hohen Blutdruck und verschlechtern Blutdruck Medikamente die Erektion? Die Sorge bei männlichen Patienten ist groß aber meist unbegründet. Eine gute Blutdruckeinstellung ist wichtig damit man eben keine Probleme mit der Erektion bekommt. Auch die blutdrucksenkenden Medikamente verursachen selten eine Erektile Dysfunktion. Wenn dies doch mal passiert, gibt es eine Fülle an Alternativen.

Univ. Prof. Dr. Thomas Binder

Erektion und Gefäße

Warum gibt es überhaupt einen Zusammenhang zwischen Erektion Blutdruck und Blutdruck Medikamente? Die Antwort ist einfach: Wegen den Gefäßen! Die Gefäße spielen bei der Erektion und dem hohen Bluthochdruck eine zentrale Rolle. Hoher Blutdruck schädigt die Gefäße und wenn die Funktion der Arterien des Penis gestört sind kann es zu einer Erektionsschwäche (erektilen Dysfunktion) kommen. Wichtig ist die Fähigkeit der Arterien des Schwellkörpers sich bei sexueller Erregung zu erweitern. Dadurch füllen sich die Schwellkörper mit Blut. Das hat zur Folge, dass die Venen des Penis durch die nun prall gefüllten Schwellkörper zusammengedrückt werden. Somit wird das Abströmen des Blutes behindert und die Erektion aufrechterhalten.

Erektion Blutdruck Medikament
Männliche Erektion: Bei der Erektion wird Blut über Arterien in den Schwellkörper gepumpt, diese erweitern sich und behindern das Abströmen des Blutes über die Venen. Dadurch wird die Erektion aufrecht erhalten.

Neben den Arterien spielen aber auch viele Botenstoffe, das Gehirn und vor allem das vegetative Nervensystem eine wichtige Rolle. Der Parasympathikus fördert die Erektion der Sympathikus verhindert diese. Also auch Stress, Angst und Depressionen welche von Sympathikus getrieben werden beeinträchtigen die Erektion.

Probleme mit der Erektion und Alter

Vorweg: Die Erektionsfähigkeit lässt „natürlicherweise“ mit zunehmendem Alter ab. Probleme mit der Erektion kann aber schon auch bei jungen Männern auftreten. So haben 8% der Männer mit 20 und 8% der Männer zwischen 30-39 Jahren Probleme mit der Erektion. Während die Ursache bei jüngeren meist „psychisch“ ist gewinnen Erkrankungen wie hoher Blutdruck, Diabetes und ein schlechter Lebensstil mit dem Alter eine zunehmende Rolle. 

Grob gesprochen haben ca. 40% aller vierzigjährige Probleme mit der Erektion. Die Häufigkeit steigt alle 10 Jahre um ca. 10%. Also 50-Jährige haben bereits eine 50% und 70jährige eine ca 70% Wahrscheinlichkeit für eine Erektionsschwäche.

Warum die Erektion bei hohen Blutdruck leidet

Männer mit unbehandeltem hohem Blutdruck haben doppelt so oft eine Erektionsschwäche. Schuld ist die gefäßschädigende Wirkung des hohen Blutdrucks. Durch Atherosklerose und ihrem Vorläufer der „Endothel Dysfunktion“ kommt es zu Durchblutungsstörungen des Penis.

Eine Erektionsschwäche kann somit auch ein Hinweis sein, dass die Gefäße durch den hohen Blutdruck bereits geschädigt sind. Patient mit Erektionsschwäche haben deshalb auch ein höheres Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall.

Helfen oder Schaden Blutdruck Medikamente?

Patienten mit gestörter Erektion und hohen Blutdruck haben sehr oft Sorge, dass Ihre Blutdruck Medikamente daran schuld sind. Blutdrucksenkende Medikamente haben einen schlechten Ruf und meist wird sofort, wenn eine Erektionsschwäche auftritt angekommen, dass die Blutdrucksenker daran schuld sind. Es gibt aber zahlreiche Untersuchungen welche zeigen, dass man sich vor Blutdrucksenkern nicht fürchten muss. 

Eine frühe und gute Behandlung des Blutdrucks beugt nämlich einer Erektionsschwäche vor. Dies ist auch einleuchtend denn man verhindert ja die Schädigung der Gefäße. Untersuchungen konnten belegen, dass Blutdrucksenkung zu einer Verbesserung der Erektionsfähigkeit führt. 

Einige Blutdrucksenker können aber zu einer Erektionsschwäche führen. Dies trifft vor allem auf (manche) Betablocker und Entwässerungsmedikamente (Diuretika) zu. Es gibt aber eine Vielzahl an Alternativen (zum Beispiel Angiotensin Rezeptor Blocker – ARB oder Kalziumantagonisten).

Nach meiner Beobachtung trifft es interessanterweise eher jüngere Patienten mit lediglich milder oder mäßiggradig erhöhtem Blutdruck.

Ob ein Medikament auch tatsächlich zu einer Erektionsschwäche führt oder ob die Erektionsschwäche nicht eher Folge des Bluthochdrucks ist muss individuell geklärt werden. In jedem Fall wirken sich Lebensstilveränderungen (Nikotinabstinenz, Alkoholkarenz, Gewichtsreduktion, Ernährung) günstig auf die Erektionsfähigkeit aus. 
Es muss ebenfalls erwähnt werden, dass alleine die Angst vor einem Betablocker und eine negative Erwartungshaltung schon eine Erektile Dysfunktion auslösen kann.

Wie weiß ich ob die Blutdruck Medikament schuld an meiner Erektionsschwäche sind?

Falls schon vor Einnahme des Medikamentes eine Erektionsschwäche bestanden hat ist es unwahrscheinlich, dass das Medikament daran schuld ist (außer die Erektionsschwäche hat sich verschlechtert). Diese „Nebenwirkung“ tritt meist früh, im ersten Monat nach Behandlungsbeginn auf. Es macht oft sinn einen Auslassversuch zu unternehmen (das Medikament zu pausieren oder gegen eine andere Substanz zu ersetzten). Verschwindet die Erektionsschwäche lag es am Medikament. In jedem Fall sollte aber bei einer Erektionsschwäche eine gründliche Untersuchung durchgeführt werden um auszuschließen, dass nicht auch andere Gefäße und Organe im Körper geschädigt sind. Ebenso ist es wichtig, andere Ursachen für die Erektions-Probleme auszuschließen (urologische Ursache, Hormonell, Depression, Diabetes). 

Darf ich Medikamente wie Viagra nehmen?

Sidenafil (Viagra®) wurde eigentlich gegen Bluthochdruck entwickelt. Tatsächlich senkt es auch den Blutdruck. Die Senkung des Blutdrucks tritt auch schon bei geringen Dosen auf ist aber meist sehr gering (im Mittel um ca. 2-4mmHg). Wenn keine anderen Gründe gegen die Einnahme von Sildenafil und anderen PDE5 Inhibitoren sprechen (z.B. die Einnahme von Nitro Präparaten) können diese Medikamente also bedenkenlos eingesetzt werden. Studien haben gezeigt, dass sie auch bei 60-70% aller Patienten wirksam sind. 

Etwas Vorsicht ist bei der gemeinsamen Einnahme von Alpha Blockern (z.B. Alna®, Doxazosin®, Ebrantil®) gegeben da der Blutdruck hier stärker abfallen kann. Man sollte mit einer geringen Dosis des PDE5 Inhibitors beginnen. In jedem Fall sollte man nicht gleichzeitig Nitro Präparaten eingenommen werden

Trotzdem wäre es zu empfehlen die genaue Ursache der Erektionsschwäche urologisch abzuklären.

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