Warum muss der Blutdruck gesenkt werden

Gefäße mit einem Plaque: Bluthochdruck begünstigt die Atherosklerose

Wussten sie, dass über 40%aller Österreicher und Deutscher Bluthochdruck haben? Bei der Altersgruppe der 60–69-Jährigen sind es bereits 61% der Männer und 59% der Frauen. Kann man dann überhaupt von einer Krankheit sprechen, wenn mehr als die Hälfte der Menschen in Laufe ihres Lebens Bluthochdruck entwickeln? Vielleicht gehört es zum Altern einfach dazu, dass unser Blutdruck steigt. Und wie kann man dann überhaupt einen Normalwert definieren? Außerdem führen sich viele Menschen mit hohem Blutdruck „pudelwohl“. Warum muss ich den Blutdruck dann senken? Dies sind alles gute Fragen – aber der Reihe nach.

Häufigkeit Bluthochdruck und Alter für Frauen und Männer
Der Prozentsatz an Personen mit hohem Blutdruck (systolischer Blutdruck ≥140 mmHg oder diastolisch ≥90 mmHgsteigt mit dem Lebensalter. Dies gilt sowohl für Männer als auch für Frauen. Bis zum 60 Lebensjahr ist Bluthochdruck häufiger bei Männern anzustreben. Danach holen Frauen auf. Quelle Robert Koch Institut

Wird jeder Mensch irgendwann zum Hochdruckpatient?

In gewisser Weise ist Bluthochdruck tatsächlich ein Alterungsprozess. Er spiegelt das „altern unserer Gefäße wider. Wenn diese verkalken und steifer werden steigt auch der Blutdruck. Ob und wann Sie Bluthochdruck entwickeln hängt aber sehr wohl auch von ihrem „Lebensstil ab“. So entwickeln Übergewichtige, Raucher früher hohen Blutdruck. Auch Stress, Alkohol und Diabetes spielen bei der Entstehung eines hohen Blutdrucks eine wichtige Rolle. Wenn Sie diese Risikofaktoren meiden, verhindern oder verzögern Sie die Entwicklung eines hohen Blutdrucks. Und was bedeutet dies für Sie? Ganz einfach: Sie senken die Wahrscheinlichkeit, dass Sie eine Komplikation des hohen Blutdrucks wie zum Beispiel einen Herzinfarkt, Schlaganfall oder eine Nierenschwäche entwickeln. Einfach ausgedrückt; Sie leben länger! Da hoher Blutdruck die Gefäße selbst schädigt steigt mit zunehmender Dauer und der Höhe des Blutdrucks das Herz-Kreislauf-Risiko.

Atherosklerose wird durch einen hohen Blutdruck begünstigt
Atherosklerose als Folge des Bluthochdrucks. Durch den Bluthochdruck kann es in praktisch allen Arterien zu Gefäßverkalkungen / Verengungen kommen. Dies führt zu Gefäßverengungen, Herzinfarkt und Schlaganfall.

Wie legt man den Normalwert für den Blutdruck fest?

s 20 Jahrhundert erkannt man, dass mit Zunahme des Blutdrucks auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigt. Als Folge wurden Grenzwerte festgelegt. Diese Grenzwerte änderten sich allerdings über die Jahre. 1970 galt jemand als „Hypertoniker“ wenn der Blutdruck höher als 100 + Alter war. Für einen 60-jähriger Mann galt also ein Normwert von 160 als noch normal. Untersuchungen an sehr großen Bevölkerungsgruppen zeigten aber, dass auch diese Werte mit einem höheren Risiko verbunden sind. Als Folge wurden die Normwerte immer weiter abgesenkt. Heute spricht man von einem Bluthochdruck, wenn der Blutdruck über 129/84mmHg liegt. Falls der Blutdruck darüber liegt besteht nicht nur ein höheres Risiko, Studien haben auch gezeigt, dass Patienten welche über diesen Wert liegen von einer Behandlung (Blutdrucksenkung) profitieren. So mit macht die Wahl dieses Grenzwertes durchaus sinn. Um zum Ausdruck zu bringen, dass das Risiko mit Höhe des Blutdrucks weiter steigt wurden auch Schweregrad definiert (Hochnormal, Grad 1 – Grad 3).

Normalwerte und Stadieneinteilung Blutdruck (Bluthochdruck)
Grenzwerte und Stadieneinteilung für Blutdruck – European Society of Cardiology 2018 Guidelines

Der Optimale Blutdruck sollte übrigens unter 120/80mmHg liegen. Zwischen diesen Werten und dem Grenzwert liegt also ein „Graubereich“ Eine Behandlung ist bei diesen Werten aber nicht zwingend erforderlich.

Bluthochdruck – der Stille Killer

Da viele Patienten mit Bluthochdruck keine Beschwerden haben, Hochdruck aber die häufigsten Todesursachen ist wird bei der Blutdruckerkrankung oft von einen „stillem Killer“ gesprochen. Aber haben Patienten mit hohem Blutdruck wirklich keine Beschwerden? Tatsächlich haben Patienten in frühen Stadien oft keine Beschwerden.

Typische Beschwerden Symptome  des Bluthochdrucks (Hypertonie)
Beschwerden (Symptome des Bluthochdrucks): viele Beschwerden sind „unspezifisch“ und werden oft nicht als Beschwerden des Bluthochdrucks interpretiert

Mit zunehmender Dauer des Bluthochdrucks treten aber immer öfter Symptome auf. Da die Beschwerden durch Bluthochdruck meist unspezifisch sind werden diese auch nicht mit dem hohen Blutdruck in Verbindung gebracht. So zum Beispiel Kopfschmerzen, innerer Unruhe, Beinschwellungen oder Müdigkeit. Wenn Sie den Blutdruck senken reduzieren Sie nicht nur, dass des Herz-Kreislauf-Risikos, sie verbessern auch ihr Wohlbefinden.

Blutdruck senken – Was bedeutet es für Sie

Es gibt keinen Zweifel, die Blutdruckbehandlung rettet Leben, verhindert Herz-Kreislauf-Erkrankungen und steigert die Lebensqualität. Kaum ein anderes Krankheitsbild wurde so gut untersucht. Je früher die Behandlung erfolgt umso besser. Auch wenn Sie die Veranlagung zu einem hohen Blutdruck haben können sie durch Meinung von Risikofaktoren (z.B. Übergewicht, Rauchen) und viel Bewegung die Entstehung eines hohen Blutdrucks verzögern. Ein langer vorbestehender Bluthochdruck ist auch schwieriger einzustellen. In Summe auf ihre Lebenszeit werden sie also mehr Medikamente schlucken müssen, wenn Sie den Zeitpunkt der Behandlung verzögern. Sie verzögern einfach den Alterungsprozess ihrer Gefäße. So gesehen ist die Blutdruckbehandlung wohl die aller effektivste Anti-aging Behandlung.

Keyword: Blutdruck senken

Univ. Prof. Dr. Thomas Binder

Responses