COVID Booster Impfung – vierte Spritze ja oder nein?
Die Verunsicherung ist groß. Soll ich mich auch noch ein viertes mal gegen COVID-19 (booster) impfen lassen? Muss ich mich überhaupt noch vor der Erkrankung fürchten, wenn die Omikron Varianten des SARS-CoV-2 Virus doch viel weniger gefährlich sind. Mit den neunen antiviralen Medikamenten besteht noch dazu eine besser Behandlungsmöglichkeit.
Vorweg: Die Frage: Booster – Impfung ja oder nein stellt sich nur wenn Sie zur Risikogruppe gehören. Wer zu dieser Gruppe gehört, welche Impfstoffe es gibt und welche Faktoren eine Rolle spielen ob Sie sich impfen lassen sollen oder nicht erfahren Sie hier.
Univ. Prof. Dr. Thomas Binder
Welche Impfstoffe gibt es überhaupt?
Es wird immer verwirrender, mittlerweile gibt es eine lange Liste an Impfstoffen gegen COVID-19 mit unterschiedlicher Wirkungsweise. Etliche Impfstoffe wurden inzwischen auch an die derzeit vorherrschende Omikron Varianten angepasst. Hier eine Liste jener Impfstoffe welche in Europa zu Verfügung stehen.
Firma | Impfstoff Name | Wirkungsweise | Zulassung | Information |
BioNTech /Pfizer | Comirnaty | mRNA | 21.12.2020 | Gegen frühe Virusvarianten entwickelt. |
BioNTech /Pfizer | Comirnaty Original/Omicron BA.1 | mRNA | Wirkt gegen Omikron BA.1 | |
BioNTech /Pfizer | Comirnaty Original/Omicron BA.4-5 | mRNA | Wirkt gegen Omikron BA.4 | |
AstraZeneca | Vaxzevria (COVID-19) | Vektor | 01/2021 | Gegen frühe Virusvarianten entwickelt |
Janssen | Jcovden | Vektor | 11.03.2021 | Auch unter den Namen „Johnson und Johnson-Impfstoff“ Impfstoff bekannt |
Moderna | Spikevax | mRNA | 06.01.2021 | Gegen frühe Virusvarianten entwickelt |
Moderna | Spikevax bivalent BA 1 | mRNA | Wirkt gegen Omikron BA1 | |
Novavax | Nuvaxovid | Protein-Basis | 12/2021 | Enthält keine RNA oder DNA |
Valneva | Valneva | Tot-Impfstoff | 24.06.2022 | Enthält abgetötete Bestandteile des SARS-CoV-2-Virus |
Was bringt eine Booster Impfung?
Die Wirkung der COVID-19 Impfstoffe nimmt mit der Zeit ab. Dies ist unabhängig von der Art des Impfstoffes. Eine neuerliche Impfung erhöht den Antikörperspiegel (man spricht von einem „Booster“) und dadurch den Impfschutz. Die neuerliche Impfung soll helfen einen schweren Verlauf einer COVID-19 Infektion (Spitalseinweisung / Tod) zu verhindern. Man geht davon aus, dass eine Auffrischung mindestens 6-9 Monaten schützt. Mit den angepassten Impfstoffen, welche auch gegen Omikron Varianten wirken, besteht auch die Hoffnung, dass man eine Infektion gänzlich vermeidet.
Empfehlung – Auffrischung COVID 19 Impfung
Basierend auf die Empfehlung des Robert Koch Instituts (18.8.2022) gelten folgende Empfehlungen für eine Impfung für Personen welche bereits 3 Immunlogische Ereignisse hatten (als Immunologisches Ereignis gilt die Impfung oder eine Infektion mit SARS-CoV-2).
- Personen über 60 Lebensjahr
- Ab dem 5 Lebensjahr wenn ein erhöhtes Risiko für einen schwere COVID-19-Verläufe infolge einer Grunderkrankung vorliegt
- BewohnerInnen und Betreute in Pflegeeinrichtungen sowie Personen mit einem Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf in Einrichtungen der Eingliederungshilfe.
- Medizinisches Personal in Gesundheitseinrichtungen (z.B. Spitäler) und Pflegeeinrichtungen.
Wer zählt zu Risikogruppe?
Schon sehr früh während der Corona Pandemie wurde klar das es Personengruppen gibt welche besonders häufig einen schweren Verlauf SARS-CoV-2 Infektion bekommen oder sogar an den Infektionen starben. Als Folge wurde wurden dann auch Risikogruppen definiert welche vorrangig von einer Impfung profitieren. Hierbei ist aber zu berücksichtigen das es auch Abstufungen des Risikos gibt. So haben Personen mit einem schweren schlecht eingestellten Bluthochdruck ein wesentlich höheres Risiko für einen schweren Verlauf als Personen die einen gut eingestellten Blutdruck haben und deren Organe nicht geschädigt sind.
Tabelle Risikofaktoren
Risikogruppe | Begründung |
Ältere Menschen (<65a) | Mit dem Alter nimmt die Fähigkeit des Immunsystems ab sich gegen Infektionen zu wehren, ältere Menschen haben auch seltener Fieber. Man merkt anfangs die Infektion nicht, die Diagnose wird verzögert. Auch dies kann sich ungünstig auf den Krankheitsverlauf auswirken. |
Übergewicht (BMI >30) | Übergewicht zählt zu den wichtigsten Risikofaktoren. Das Risiko steigt mit dem Ausmaß des Übergewichts |
Chronische Atemwegserkrankungen (COPD) | Patienten mit einer vorgeschädigten Lunge haben ein höheres Risiko eine Lungenentzündung im Rahmen einer COVID Infektion zu bekommen. Das Vorliegen einer Lungenerkrankung erschwert auch die künstliche Beatmung und macht diese auch früher erforderlich. |
Hypertonie (hoher Blutdruck) | Unter den Patienten mit einem schweren Verlauf haben viele einen hohen Blutdruck. Deshalb zählen Personen mit Bluthochdruck auch zur „Risikogruppe“. Bluthochdruck führt ja bekanntlich zu Gefäßveränderungen (Atherosklerose) und schädigt Organe wie das Herz, Gehirn und Niere. Man vermutet, dass dies auch der eigentliche Grund ist warum Bluthochdruck sich ungünstig auf den Krankheitsverlauf bei SARS-CoV-2 auswirkt. |
Diabetes | Besonders gefährdet sind Patienten mit schlecht eingestelltem Blutzucker (hohes HbA1c). Aber auch Patienten mit gut eingestelltem Diabetes haben ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf. Die Wahrscheinlichkeit, dass man sich infiziert wird durch einen Diabetes nicht beeinflusst. |
Herz-Kreislauf-Erkrankungen | Dazu zählen Patienten mit Herzschwäche, Herzinfarkt, bedeutsamen Herzklappenfehler und angeborene Herzfehler. Das Risiko kann in Abhängigkeit von der Art und dem Schwergrad der Herzerkrankung stark variieren. |
Krebserkrankungen | Patienten mit Krebserkrankungen ist der Körper und das Immunsystem geschwächt. Auch die Krebsbehandlung mit Chemotherapie trägt entscheidend dazu bei, dass diese Patientengruppe öfters als andere einen schweren Verlauf bei SARS-CoV-2 durchmachen. |
Erkrankungen und Therapien, die das Immunsystem schwächen | Dazu zählen Medikamente gegen Krebs, Rheuma, Multiple Sklerose und Autoimmunerkrankungen. Ebenso Medikamente welche die Abstoßung bei Transplantationen verhindern sollen. |
Andere | Autoimmunerkrankungen, Chronische Lebererkrankung, Chronische Nierenerkrankung, HIV-Infektion, Cerebrovaskuläre Erkrankungen/Apoplex (Hirnschlag), Personen mit Demenz oder intellektueller Behinderung außerhalb von Betreuungseinrichtungen. |
Welcher Impfstoff wird empfohlen?
Es wird empfohlen die Booster Impfung mit einem mRNA-Impfstoff durchzuführen. Der Mindestabstand zur letzten Impfdosis oder SARS-CoV-2 sollte 6 Monaten betragen. Sowohl die „alten“ und die „neuen“ mRNA-Impfstoffe von BioNTech /Pfizer bzw. Moderna schützen vor einem schweren Verlauf. Den neuen Impfstoffen (welche auch gegen die vorherrschenden Omikron Varianten entwickelt wurden) ist allerdings der Vorzug zu geben. Bisher wurde mit diesen Impfstoffen auch keine höhere Nebenwirkungsrate nachgewiesen.
Falls eine Impfreaktion auf einen mRNA-Impfstoff aufgetreten sind ist eine Impfung mit einem Proteinbasierten (Novavax / Nuvaxovid) bzw Tot-Impfstoff (Valneva) in Betracht zu ziehen.
Die Vektorimpfstoffe von AstraZeneca und Janssen/Johnson & Johnson werden kaum noch verabreicht.
Eine vierte Impfung – Eine Individuelle Endscheidung
Eine vierte Impfung macht also nur Sinn, wenn Sie zu den oben beschrieben Risikogruppen gehören. Die Entscheidung muss aber auch dann individuell getroffen werden. Eine wichtige Rolle spielt die Frage ob Sie die vorangegangenen Impfungen gut vertragen haben. Gelegentlich macht es auch sinn den Antikörperspiegel im Blut zu bestimmen. Wenn Sie in den letzten 6 Monaten eine Corona Infektion durchgemacht haben dann haben besteh auch keine Dringlichkeit.
Letztendlich dürfen wir nicht vergessen, dass es nun auch Behandlungsmöglichkeiten gibt welche (wenn diese früh eingenommen werden) vor einem frühen Verlauf schützen (Paxlovid® und Lagevrio®). Es bleibt ebenfalls offen wie das SARS-Co-V-2 Virus mutiert und wie sehr diese neuen Varianten für uns gefährlich sind.
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