Hypertonie einfach erklärt

Hypertonie Atherosklerose Welche Gefäße sind betroffen?
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Der Druck in den Gefäßen

Stellen Sie sich vor dem Druck in ihrem Gartenschlauch oder in einem Heizungsrohr ist zu hoch. Zweifellos besteht die Gefahr, dass der Schlauch oder das Rohr mit der Zeit defekt wird. Dies ist auch das Problem in unseren Gefäßen, wenn Sie eine Hypertonie haben. Das Wort Hypertonie kommt von den lateinischen Wort „Spannung“ und genau unter dieser Spannung stehen unsere Gefäße, wenn Sie einen Bluthochdruck haben. Die ständige Belastung der Gefäßwand (Arterien) wird mit der Zeit zu Gefäßveränderungen führen, und zwar in praktische allen Arterien unseres Körpers. Unsere Gefäße „platzen“ allerdings nur selten. Viel öfter führen Gefäßverkalkungen und Verengungen durch Atherosklerose zu Problemen.

Hypertonie - Atherosklerose: die Grafik zeigt welche Arterien besonders häufig betroffen sind.
Hypertonie ist eine Risikofaktor für Atherosklerose. Die folgende Graphik zeigt jene Arterien welche häufig betroffen sind.

Systolischer und diastolischem Hypertonie – Was ist der Unterschied?

Unser Herz ist eine „pulsatile Pumpe“. Dies bedeutet, dass der Druck in unserem Gefäß nicht immer gleich ist, sondern schwankt. Wenn das Herz gerade schlägt und Blut in den Körper gepresst wird ist Druck höher. Diese Phase nennt man: Systole (systolische Blutdruck). In der Phase der Erschlaffung und Füllung des Herzens (Diastole) fällt der Blutdruck in den Arterien etwas ab (diastolischer Blutdruck). Der systolische Blutdruck spiegelt die Kontraktion des Herzens wider, der diastolische den Widerstand der Gefäße (Wie eng die Gefäße sind. Eine große Differenz zwischen systolischen und diastolischen Blutdruck spricht für „steife“ Gefäße. Meistens steigt bei der Entwicklung einer Hypertonie zuerst der diastolische Blutdruck, im Alter steigt dann der systolische stärker an wobei der diastolische durchaus auch Fallen kann.

Aber egal ob eine systolische oder eine diastolische Hypertonie vorliegt. Beide sollten behandelt werden.

Systolischer vs diastolischer Hypertonie
Systolischer vs diastolischer Blutdruck. Was ist der Unterschied?

Wieso bekommt man eine Hypertonie?

Diese Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten. Eigentlich wissen wir trotz aller Erkenntnisse bis heute nicht genau wie eine Hypertonie entsteht. Vermutlich deshalb, weil es nicht eine Ursache, sondern viele gibt. Ein spezielles Hormonsystem unseres Körpers (Renin-Angiotensin-System), das vegetative Nervensystem sowie die Niere dürfte aber eine zentrale Rolle bei der Entstehung einer Hypertonie spielen. Wir wissen auch, dass die Veranlagung zu hohem Blutdruck vererbt werden kann. Eine besonders wichtige Rolle spielt unser Lebensstil. Übergewicht, ungesunde salzhaltige Ernährung und Bewegungsmangel begünstigen eine Hypertonie. Bluthochdruck ist besonders tückisch da er nicht nur die Ursache, sondern auch die Folge von Gefäßveränderungen, sondern auch die Ursache ist. Der Blutdruck steigt nämlich, wenn die Gefäße verkalkt und enger sind.

Was sind die Folgen eines hohen Blutdrucks?

Die Liste der Erkrankungen welche durch eine Hypertonie begünstigt werden ist lang:

Blutdruck – Komplikation Medizinischer AusdruckWas passiert
HerzinfarktMyokardinfarkt / koronare Herzerkrankung (KHK)Plötzlicher Verschluss eines Herzkranzgefäßes
SchlaganfallInsultVerstopfung oder Blutung eines Gerhirngefäßes
GedächtnisstörungDemenzDie kleinen Blutgefäße im Gehirn werden geschädigt. Als Folge ist der Gehirnstoffwechsel gestört
DepressionDepressionDurch die Folgerkrankungen oder Blutdrucksenker ausgelöst
NierenschadenNiereninsuffizienzDurchblutungsstörung der Niere. Diese verliert die Fähigkeit das Blut zu entgiften
Durchblutungsstörung der Beine (Schaufensterkrankheit)Periphere Arterielle Verschlusskrankheit (PAVK)Verstopfung / Verengung der Beinarterien
SehstörungenHypertensive RetinopathieDurch Schädigungen der kleinen Gefäße der Netzhaut entstehen Netzhautblutungen, Gefäßverschlüsse und Wassereinlagerung.
ErektionsschwächeErektile Dysfunktion (ED)Die Arterien des Penis befördern zu wenig Blut in den Schwellkörper
Sexualstörung bei der FrauSexuells DysfunktionSchlechte Durchblutung des weiblichen Beckens beeinträchtigt Libido und sexuelle Empfindung.

Folgen einer Hypertonie

Wie hoch ist der normale Blutdruck?

Blutdruckwert von über 140/ 90mmHg sind eindeutig zu hoch und sollten behandelt werden. Bei Werten zwischen 130 und 139mmHg (systolisch) und 85/89mmHg (diastolisch) werden als „hochnormal“ bezeichnet. Hier ist eine Behandlung noch nicht zwingend erforderlich. Der Blutdruck steigt jedenfalls mit dem Lebensalter. In gewisser Weise spiegelt der Blutdruck auch das altern der Gefäße wider. Deshalb ist die Hypertonie auch besonders häufig bei älteren Menschen. 

Wie behandelt man eine Bluthochdruck?

Vorweg, wenn Sie eine Hypertonie haben sollten Sie diese umbedingt behandeln. Es gibt kaum eine andere Erkrankung für die besser belegt ist, dass Sie ihr Leben dadurch verlängern können! Sie senken Ihre Risiko für Schlaganfall, Herzinfarkt und alle anderen Folgen einer Hypertonie. Auch Ihre Lebensqualität wird sich verbessern. Bei der Behandlung der Hypertonie gibt es zwei wesentliche Säulen: „Lebensstilveränderungen“ und Medikamente (Blutdrucksenker). Unter Lebensstilveräderungen (Life style modification) versteht man:

  • Gewichtsreduktion
  • Gesunde Ernährung
  • Salzreduktion
  • Körperliche Bewegung

Durch Veränderungen des Lebensstils können Sie übrigens auch vor einer Hypertonie vorbeugen.Die Medikamentöse Behandlung einer Hypertonie ist sehr vielschichtig. Welche Medikamente Ihr Arzt verschriebt hängt von der Höhe des Blutdrucks und evtl. Begleiterkrankungen ab. Auch wenn gelegentlich Nebenwirkungen auftreten können, lässt sich in den meisten Fällen eine gute Einstellung finden.

Univ. Prof. Dr. Thomas Binder. Ärzte im Zentrum 1010 Wien

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