Welche Blutdruckmedikamente gibt es?
How Can We Help?
Jeder Mensch spricht anders auf Blutdruckmedikamente an. Aus Erfahrung wissen wir zwar welche Medikamente bevorzugt eingesetzt werden sollen, trotzdem muss der Blutdruck bei jedem Patienten individuell eingestellt werden. Hierfür steht eine Vielzahl an Blutdrucksenker mit unterschiedlichen Angriffspunkten zur Verfügung. Die Medikamente sind in unterschiedliche Substanzgruppen eingeteilt. Innerhalb jeder Substanzgruppe gibt es wiederum verschiedene Präparate. Wichtig! So wie alle andere Medikamente auch haben Blutdrucksenker einen Handels- und einen Präparate -Name.
Univ. Prof. Dr. Thomas Binder
Wie unterschieden sich die Medikamente?
Es gibt eine sehr große Anzahl an verschiedenen Medikamenten gegen hohen Blutdruck. Noch dazu gibt es dieselben Substanzen auch noch unter verschiedene Namen Dosierungen und als Kombinationspräparate. Wie soll man sich als Patient in diesem Wirrwarr an Tabletten auskennen?
Eingeteilt werden diese in Substanzklassen (siehe Tabelle). Jede dieser Substanzklassen hat einen anderen Angriffspunkt (Wirkmechanismus). Die Medikamente innerhalb der Substanzklassen unterscheiden sich etwas in ihrem Aufbau und somit auch bzgl ihrer Aufnahme, Verteilung, Ausscheidung, Wirkdauer, Nebenwirkung und somit auch ihrer Wirksamkeit.
Häufig werden Blutdrucksenker aus den verschiedenen Substanzklassen kombiniert. Von den meisten Medikamenten gibt es verschiedene „Stärken“ (Dosierung). Ebenso sind Tabletten auf dem Markt in den mehrere Wirkstoffe in unterschiedlichen stärken (Kombinationspräparate) enthalten sind.
Einteilung – Blutdruckmedikamente
Die folgende Tabelle zeigt häufig eingesetzte Medikamente gegen hohen Blutdruck (Blutdruckmedikamente)
Substanzgruppe | Wirkmechanismus | Substanz Name (Handelsnamen) |
Diuretika | Entwässerung | Hydrochlorothiazid (HCT, Esidrix®), Chlortalidon (Hygroton®), Spironolacton (Aldactone®), Indapamid (Fludex®), Furosemid (Lasix®) |
Betablocker | Blockiert die Blutdrucksteigernde Wirkung des sympathischen Nervensystems | Metaprolol (Beloc®, Lopressor®, Metohexal®), Bisoprolol (Concor®), Atenolol (Tenormin®), Carvedilol (Dilatrend®), Nebivolol (Nomexor®, Nebilet®) |
ACE-Hemmer | Greifen in die Hormonregulation des Renin Angiotensin Systems ein und hemmt dort die Entstehung von Angiotensin-II, Erweitert die Gefäße | Captopril (Lopirin®, Debax®), Lisinopril (Acemin®, Zestril®, Acetan,® Acerbon®) Enalpril (Enahexal®, Renitec®), Fosinopril (Fositen®, Fositens®, Dynacil®), Perindopril (Coversum) Ramipril (Hypren), Quinapril (Accupro), Cliazapril (Inhibace), |
Angiotensin Rezeptor Blocker (ARB oder AT1 Blocker oder Sartane) | Greifen in die Hormonregulation des Renin Angiotensin Systems ein und blockiert die Wirkung von Angiotensin-II; Erweitert die Gefäße | Candesartan (Atacand®, Blopress®), Eprosartan (Teveten®), Irbesartan (Aprovel,® Avapro®), Losartan (Cosaar®, Lorzaar®), , Olmesartan (Olmetec®, Mencord)®, Telmisartan (Micardis®), Valsartan (Diovan,®Valsacor®) |
Calcium Antagonisten | Blockiert den Calcium-Kanal in der Muskelzelle der Gefäße. Führt dadurch zu einer Gefäßerweiterung | Amlodipin (Norvasc®), Felodipin (Felobeta®, Felocor,®Munobal®) Isradipin (Lomir®), Manidipin (Manyper®), Nifedipin (Adalat®, Buconif®), Nitrendipin (Baypress®, Bayotensin®), Diltiazem (Dilzem®), Verapamil (Isoptin®) |
Alpha Blocker | Blockieren spezielle Rezeptoren (α1) an die sich Adrenalin und Noradrenalin binden. Dadurch wird die Engerstellung der Gefäße verhindert | Doxazosin (Supressin®, Prostadilat®), Terazosin (Vicard®, Uroflo®) Prazosin (Minipress®), Urapidil (Ebrantil®) |
Alpha- und Betablockierende Substanzen | Blockiert sowohl die Alpha als auch die Betarezeptoren | Carvedilol (Dilatrend®), Labetolol (Trandate®) |
Zentralwirksame Blutdrucksenker | Wirken direkt im Gehirn auf α2 oder Imidazolin Rezeptoren. Hemmen den Sympathikus | Clonidin (Catapresan®, Catanidin®), Methyldopa (Presinol®, Aldometil®), Rilmenidin (Iterium®) |
Vasodilatoren | Erweitern die Arterien | Hydralazine (Nepresol®) Minoxidil (Loniten,®Lonolox®) |
Peripher adrenerge Inhibitoren | Blockieren Neurotransmitter im Gehirn und verhindern dadurch die „Engstellung“ der Gefäßen | Reserpin (Serpasil®, Brinerdin®, Adelphan-Esidrex®), Guanethidin (Ismelin®) |
Renin Hemmer | Hemmt das Hormon „Renin“ und verhindert dadurch die Bildung von Angiotensin-I | Aliskiren (Rasilez®) |
NO Donatoren | Setzen Stickstoffmonoxid (NO) in der Gefäßwand frei. NO führt zu einer Entspannung der Gefäßmuskulatur und dadurch zu Gefäßerweiterung | Nitroglycerin (Nitronal®, Nitrolingual®), Isosorbidmononitrat (Mono Mack®, ISMN), Isosorbiddinitrat (Sorbidilat®, Isoket®) Molsidomin (Molsibeta®, Molsiket®) |
Kaliumkanalöffner | Beeinflusst den Kalium Einstrom in die Zelle und fördert dadurch die Entspannung der Gefäßmuskulatur (führt dadurch zu einer Gefäßerweiterung) | Nicorandil (Dancor®), Diazoxid (Proglicem®) |
Generika und Handelsname
Viele Präparate sind sowohl als Generika also auch unter einem „Handelsnamen“ verfügbar. Ebenso gibt es Kombinationspräparate. Auf den Präparaten findet sich neben dem Namen des Medikaments (Handelsname) auch die Stärke (Dosis). Zum Beispiel: Acemin 20mg welches auf der Packung steht wäre der Handelsname, der Wirkstoff ist Lisinopril aus der Gruppe der ACE Hemmer und die Dosis ist 20mg pro Tablette.
Welches Medikamente gegen hohen Blutdruck soll ich nehmen?
Sie sehen es gibt also viel Medikamente gegen hohen Blutdruck. Ihr Arzt wir eine für Sie passende Einstellung durchführen. Die Wahl des Medikaments richtete sich nach der Schwere des Bluthochdrucks und ob zum Beispiel Begleiterkrankungen vorliegen. Manche Blutdrucksenker senken nicht nur den Blutdruck, sie können auch bei anderen Erkrankungen angesetzt werden. Natürlich wird auch berücksichtigt welche Blutdrucksenker Sie nicht vertragen (Nebenwirkung).
Kommen neue Wirkstoffe auf den Markt?
Es werden auch nach neuen Wirkstoffen gegen Bluthochdruck geforscht. Leider hat sich das Interesse der Industrie an neunen Substanzen etwas verringert. Dies hat wohl einige Gründe. Die bestehenden Wirkstoffe sind bereits sehr gut, so dass es schwierig ist neue Substanzen zu entwicklen welche zumindest ebenbürtig sind. Noch dazu sind die zu Verfügung stehenden Präparate vergleichsweise kostengünstig verschreibar. Es beseht also für die Pharmaindustrie kein großer finanzieller Anreiz neue Wirkstoffe zu entwickeln. Trotzdem ist zu erwarten das neue Wirkstoffe auf den Markt kommen. Hierzu gehört zum Beispiel Sacubitril/Valsartan (Entresto®) welches bereits bei Herzschwäche eingesetzt wird.